2019/2020Wild LionsAmberg und Kempten begeistern die Zuschauer

1. Februar 2020
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Löwen holen nach 0:3-Rückstand noch einen Punkt / 2 Treffer durch Neuzugang Merka

Das hatte definitiv schon Bayernligaformat! Rund 850 begeisterte Zuschauer sehen eine Aufholjagd der Amberger Wild Lions, die sich gegen clevere Kemptener nur zum Teil belohnen. In der vierten Minute der Verlängerung sichern sich die Allgäuer den Zusatzpunkt. Zuvor hatte der ERSC einen Drei-Tore-Rückstand egalisiert.
Das Topspiel der Aufstiegsrunde zur Eishockey-Bayernliga zwischen den beiden Tabellennachbarn hielt, was man sich im Vorfeld erwartet hatte: Hohes Tempo, viele Torszenen, sehenswerte Treffer und zum Ende hin pure Dramatik. Beide Trainer standen mit ihren Statements kurz nach Spielende noch unter dem Eindruck einer hochspannenden Begegnung: „Amberg hat sehr viel Druck ausgeübt, die haben eine hervorragend besetzte Truppe. Jeder hätte heute den Sieg verdient gehabt, aber am Ende waren wir die glücklicheren“, meinte ESC-Coach Carsten Gosdeck. Sein Amberger Gegenüber, Dan Heilman, schwankte zwischen Frust und Freude: „Mit der Leistung unserer Jungs bin ich sehr zufrieden und stolz darauf, wie das Team immer wieder zurückgekommen ist. Wir hätten das Spiel in der regulären Spielzeit für uns entscheiden müssen. In der Overtime ist das dann häufig reine Glückssache“. Mit dem einen Punkt könne man aber dennoch leben, gestand Heilman.
Die Gäste zauberten am Spieltag noch einen weiteren Neuzugang aus dem Hut: Ahren Spylo, ehemaliger DEL-Torjäger in Hamburg, Nürnberg und Mannheim trägt ab sofort das Sharks-Trikot. Gegen Amberg fehlte dem Deutsch-Kanadier aber noch sichtlich die Bindung, blieb er eher unauffällig. Das konnte man von dessen Teamkameraden Markus Vaitl nicht sagen. Der Wirbelwind war bester Mann der Sharks und an fünf der sechs Treffer beteiligt. Zunächst sah Vaitl sich aber wie seine Kollegen den Angriffen des ERSC ausgesetzt. Die Löwen mussten zusätzlich auf die verletzten Kevin Schmitt und Bernhard Keil verzichten, drückten aber von Beginn an aufs Tempo. Amberg hatte die größere Anzahl und auch die besser herausgespielten Chancen, attackierten schon früh in der neutralen Zone. Gästegoalie Fabian Schütze ließ sich aber nicht bezwingen. Gegen Ende des Drittels drehte sich überraschend die Partie. Ihre erste Powerplay-Gelegenheit nutzten die Gäste prompt und abgebrüht durch Michel Maaßen zum 0:1. Dem ließ kurz darauf Christoph Meier das 0:2 folgen, ein Treffer, der Dan Heilman richtig ärgerte: „Das war ein Wechselfehler, der durfte uns nicht passieren“, so der Löwen-Coach.
Zum Mittelabschnitt hatten die Gastgeber aber sofort wieder den Vorwärtsgang eingelegt. Martin Brabec und Neuzugang Svato Merka, der ein starkes Debüt lieferte, hatten aussichtsreiche Möglichkeiten, aber praktisch mit ihrem ersten Torschuss trafen die Gäste durch Patrick Weigant zum 0:3. ERSC-Goalie Carsten Metz war erneut ohne Abwehrchance. Kempten schien das Spiel in den Griff zu bekommen, da sorgte eine Einzelaktion wieder für Amberger Kampfgeist. Brabec tanzte sich durch die Gästeabwehr und vollendete mit der Rückhand in den Winkel zum 1:3. Kaum zwei Minuten später ließ Merka seinen Premierentreffer folgen und die Löwen waren wieder im Geschäft. Grund genug für Carsten Gosdeck, eine Auszeit für sein Team und Druck aus dem Kessel zu nehmen. Brabec scheiterte mit einem weiteren Break ehe der Finne Roni Rukajärvi für die Gäste aus dem Gewühlt heraus die Scheibe zum 2:4 ins Tor stocherte. Im Powerplay ließ der ERSC dann drei, vier gute Chancen ungenutzt, aber zehn Sekunden nach Ablauf der Strafzeit lochte Felix Köbele dann doch zum 3:4, was für den Schlussabschnitt alle Möglichkeiten offenließ.
Hier hatte Kempten den besseren Einstieg und es brannte einige Male vor dem Gehäuse von Carsten Metz – allerdings ohne Auswirkungen. Dafür kamen die Gastgeber endlich zum Ausgleich. Der Treffer von Brabec – bester Amberger Spieler des Abends – durch einen Alleingang war in Vorbereitung, Ausführung und Vollendung einfach sensationell und für Fabian Schütze unhaltbar. Die Freude dauerte keine zwei Minuten, dann zeigte Markus Vaitl sein Können. Auch er krönte einen Alleingang zur neuerlichen Kemptener Führung. Aber damit war es noch längst nicht vorbei. Svato Merka zeigte mit seinem zweiten Treffer zum 5:5, dass dem ERSC da offensichtlich eine gute Neuverpflichtung geglückt ist. In den verbleibenden fünf Minuten der regulären Spielzeit wollte keiner der Kontrahenten das Ergebnis verwalten und der offene Schlagabtausch setzte sich fort. Die besseren Gelegenheiten hatten dann die Gastgeber, wo Köbele zweimal an Schütze scheiterte und sogar noch fünf Sekunden vor der Schlusssirene Brabec nur hauchdünn verfehlte.
Die Entscheidung in der Overtime war dann sinnbildlich für den Spielverlauf: Der ERSC ließ durch Brabec und Köbele eine 2-gegen-1-Chance ungenutzt und im direkten Gegenzug sackte Niklas Oppenberger für die Sharks den Zusatzpunkt ein. (pa)

ERSC Amberg – ESC Kempten 5:6 n.V. (0:2,3:2,2:1,0:1)
Tore: 0:1 (15.) Maaßen (Newhook, Vaitl/5-4), 0:2 (17.) Meier (Vaitl, Von Sigritz), 0:3 (25.) Weigant (Oppenberger), 1:3 (28.) Brabec, 2:3 (30.) Merka (Hemmerich), 2:4 (34.) Rukajärvi (Vaitl, Newhook), 3:4 (37.) Köbele (Brabec), 4:4 (47.) Brabec, 4:5 (49.) Vaitl (Scheffer), 5:5 (54.) Merka, 5:6 (64.) Oppenberger (Vaitl).
Strafen: Amberg 4, Kempten 10 Minuten
Schiedsrichter: Wittmann, Beigel, Schnabl
Zuschauer: 828